Wenn dein Kind von Creepern und Enderman redet oder von Blöcken und Craften spricht, kann es eigentlich nur eins bedeuten: es hat die Minecraft-Welt kennengelernt! Kein Wunder, gilt Minecraft doch schließlich als das meistverkaufte Videospiel der Welt. Gerade Kinder und Jugendliche, darunter vor allem Jungs, begeistern sich nach wie vor für das 2009 erstmals herausgebrachte Spiel. Und das trotz Verwendung von simpelster Pixel-Grafik. Also worin liegt eigentlich die Faszination des Spiels und was ist dieses Minecraft überhaupt?
Das Grundprinzip von Minecraft

Fangen wir beim Namen an: Das Spiel basiert im Wesentlichen auf zwei Handlungsmöglichkeiten, die sich auch im Namen widerspiegeln: Rohstoffe abbauen (Englisch mine = Mine, Bergwerk) und daraus Gegenstände und Bauwerke erstellen (Englisch craft = herstellen, Handwerk). Der Großteil der Spielwelt besteht aus würfelförmigen Blöcken. Diese geben Minecraft auch das charakteristische Aussehen. Blöcke bestehen immer aus jeweils einem Rohstoff, also z.B. aus Erde, Holz oder Eisenerz. Die Blöcke müssen gesammelt und kombiniert werden, um entsprechende Gegenstände oder andere Materialien zu erzeugen. Abhängig vom Spielmodus wird man dabei jedoch unterschiedlich stark von diversen Monstern, Hunger oder anderen Gefahren aufgehalten.
👉 Crafting und Bauen
Das Erstellen von Gegenständen, Werkzeugen oder besonderen Blöcken nennt sich in der Minecraft-Welt abgeleitet aus dem Englischen Crafting (in der deutschen Version Handwerk) und erfolgt nach genau definierten Regeln. Diese Regeln lassen sich in sogenannten Rezepten nachlesen. Rezepte beschreiben nicht nur, welche Ausgangsmaterialien benötigt werden, sondern auch, wie diese in das zum Craften benötigte Handwerksfeld platziert werden müssen. Bei einigen Gegenständen ist nämlich auch die Anordnung der Ausgangsmaterialien entscheidend. Handwerksfelder gleichen dabei kleinen Tabellen mit einer 2×2 oder 3×3-Matrix. Außerdem können eingesammelte und gecraftete Blöcke in der Spielwelt platziert werden und so alle Arten von Gebäuden errichtet werden.
👉 Die Spielwelt erkunden
Ein weiterer zentraler Aspekt ist das Erkunden der Spielwelt. Beim Start des Spiels landet die Spielfigur in einer zufällig generierten, dreidimensionalen Welt aus Blöcken. Diese erstreckt sich über unterschiedliches Terrain und kann verschiedene Biome wie Berge, Wälder, Flüsse aber auch Wüsten, Ozeane oder Schneefelder beherbergen. Wie in der echten Welt, gibt es auch bei Minecraft das Phänomen Wetter, das Einfluss auf das Spielgeschehen hat. Außerdem gibt es einen 20-minütigen Tag-Nacht-Rhythmus, wobei der Tag 10 Minuten und die Nacht 7 Minuten lang ist, dazwischen jeweils 1,5 Minuten Dämmerung. Der Spieler kann sich mit seiner Spielfigur in der Welt frei bewegen und selbst entscheiden, was er wann und wie erkunden möchte. Daher spricht man bei Minecraft auch von einem Open-World-Spiel.
Die Spielfigur kann außerdem auf Tiere, Dorfbewohner und Monster stoßen. Tiere sind dabei normalerweise friedlich, zumindest solang sie nicht bewusst provoziert werden und können als Nahrungs- oder Rohstoffquelle dienen. Dorfbewohner sind ebenfalls friedlich und die Spielfigur kann mit ihnen Handel betreiben. Monster sind, wie man es sich bereits denken kann, weniger freundlich. Sie kommen in unterschiedlich aggressiver Ausprägung vor, können aber auch durch Einstellen des Schwierigkeitsgrads auf ‚friedlich‘ ganz vermieden werden.

👉 Monster bekämpfen
Wenn es in der Minecraft-Welt dunkel wird, wird es für die Spielfigur gefährlich. Denn dann tauchen angriffslustige Monster auf. Es gibt Creeper, Endermen, Skelette, Spinnen, Hexen, Zombies, Zombie-Dorfbewohner und Ertrunkene, die alle individuelle Eigenschaften haben und an unterschiedlichen Orten auftreten. Grundsätzlich treten sie aber nur dann auf – man sagt auch sie spawnen – wenn ein bestimmtes Lichtlevel unterschritten wird. Also in der Nacht oder in dunklen Gebäuden, Wäldern, Minenstollen oder ähnlichem. Mit Rüstungen und Fackeln kann man sich daher schützen. Für die Nacht empfiehlt es sich, eine Behausung zu errichten. Baut man dazu noch ein Bett, kann die Spielfigur darin die Nacht sogar komplett verschlafen und ist somit in Sicherheit. Das hat außerdem den Vorteil, dass die Nacht schneller umgeht und man direkt weiterbauen oder die Spielwelt erkunden kann.

Es kann allerdings auch Vorteile haben gegen die Monster zu kämpfen. Bekämpft man diese nämlich erfolgreich, erhält man Erfahrungspunkte. Diese wiederum werden zum Verzaubern von Gegenständen gebraucht. Außerdem hinterlassen die unterschiedlichen Monster verschiedene, sehr nützliche Gegenstände, die man einsammeln und benutzen kann. Bevor man sich den Monstern stellt, sollte man aber herausfinden, wie man diese am besten bekämpft und die entsprechende Waffe parat haben.
Ein Spiel für alle Fälle: die vier Spielmodi:
Wie bereits erwähnt unterscheidet sich das Spiel je nachdem welchen Spielmodus man beim Start auswählt. Insgesamt gibt es vier Spielmodi und zusätzlich noch einen Zuschauermodus. Im Zuschauermodus kann man, wie der Name bereits andeutet, selbst nicht eingreifen. Dieser Modus eignet sich daher zum Betrachten von fertigen Welten oder Moderieren von Mini-Spielen, die man im Multiplayer-Modus innerhalb einer Minecraft-Welt spielen kann. Alle Spielmodi können dabei sowohl im Multiplayer- als auch im Einzelspieler-Modus gespielt werden.
👉 Überlebensmodus
Im Überlebensmodus kann und muss man Blöcke abbauen, um Werkzeuge und Bauten zu erstellen. Die Spielfigur muss Nahrung suchen und ggf. auch gegen Monster kämpfen. Letzteres ist vor allem abhängig von der Einstellung des Schwierigkeitsgrads, die man noch zusätzlich vornehmen kann. Es gibt die Einstellungen ‚friedlich‘, ‚einfach‘, ‚normal‘ und ‚schwer‘. Für jüngere Kinder oder alle, die keine Lust auf den Besuch von Monstern haben, empfiehlt sich die Einstellung ‚friedlich‘. In dieser wird die Spielfigur außerdem nicht hungrig und das Leben regeneriert sich von selbst. In den drei anderen Schwierigkeitsgraden treten Monster auf und verursachen je nach Grad unterschiedlich viel Schaden. Außerdem wirkt sich das Verhungern unterschiedlich stark auf die Lebensleiste aus.
Der Überlebensmodus ist der Standardmodus, schließlich ist Minecraft trotz der kreativen Baumöglichkeiten eigentlich ein Survival-Spiel. Es geht also in erster Linie ums Sichern des eigenen Überlebens. Daher werden im Überlebensmodus auch eine Hungerleiste und eine Lebensleiste angezeigt, an der sich der Spieler orientieren kann. Wenn die Spielfigur stirbt, kann sie wiederbelebt werden. Dabei verliert sie alle gesammelten Sachen und wird wieder an den Anfangspunkt des ersten Betretens der Welt gesetzt. Ansonsten bleibt die Welt und alle in ihr errichteten Bauten bestehen.
👉 Abenteuermodus
Der Abenteuermodus ähnelt dem Überlebensmodus mit dem Unterschied, dass Blöcke nicht platziert oder zerstört werden können. Der Bauaspekt fehlt in diesem Modus also. Blöcke können nur dann abgebaut werden, wenn das passende Werkzeug zu Verfügung steht. Der Abenteuermodus dient vor allem der Erforschung und dem Bespielen von zuvor im Kreativmodus erbauten Welten.
👉 Hardcoremodus
Der Hardcoremodus ist eine Abwandlung des Überlebensmodus, in der der Fokus auf dem Bekämpfen von Monstern liegt und nicht auf dem Ausbau der Spielwelt. Der Schwierigkeitsgrad ist hier immer auf ‚schwer‘ eingestellt. Die Spielfigur kann nach dem Tod nicht wiederbelebt werden. Die Welt und die in ihr erschaffenen Bauten sind dann weg.
👉 Kreativmodus
Den Kreativmodus könnte man auch als Baumodus bezeichnen. Im Kreativmodus hat der Spieler unbegrenzten Zugriff auf alle Blöcke und Gegenstände. Es braucht außerdem kein spezielles Werkzeug zum Abbauen von unerwünschten Blöcken und die Spielfigur kann fliegen, was das Errichten von großen Bauten sehr vereinfacht. Darüber hinaus ist die Spielfigur im Kreativmodus nahezu unverwundbar. Sie kann z.B. in Lava schwimmen und unendlich lange unter Wasser bleiben. Sie braucht auch keine Nahrung, um zu überleben, daher sind Hunger- und Lebensleiste in diesem Modus ausgeblendet. Monster gibt es zwar noch, aber diese ignorieren die Spielfigur.

Oberwelt, Nether und Ende. Die drei Dimensionen in Minecraft
Habe ich bisher von der Spielwelt gesprochen, so habe ich streng genommen nur die Oberwelt beschrieben. Neben ihr gibt es in Minecraft noch zwei weitere Dimensionen, die man jedoch nur erreichen kann, wen man genügend Erfahrung gesammelt hat: den Nether und das Ende.
🔥 Der Nether
Nether ist der Name der Unterwelt. Diese ähnelt in ihrer Ausgestaltung einer Höllenvision. Feuer, Lava und allerlei gefährliche Monster, die jederzeit angreifen können, bestimmen hier das Spiel. Aber keine Sorge, da die Unterwelt nur durch ein selbstgebautes Portal erreicht werden kann, kann man Minecraft auch spielen, ohne die Unterwelt zu betreten. Manche Zutaten gibt es jedoch nur im Nether, sodass sich ein Besuch in der gefährlichen Unterwelt dennoch lohnen könnte.

🐉 Das Ende
Leider gleicht das Ende nicht ganz der paradiesischen Himmelsvorstellung, die man jetzt vielleicht als Gegenpol zum Nether erwarten würde. Stattdessen trifft die Spielfigur auf den schwebenden Inseln, die das Ende ausmachen, auf eine äußerst lebensfeindliche Umgebung und jede Menge gefährliche Endermen. Außerdem lauert im Ende das gefährlichste Monster der ganzen Minecraft-Welt: der Enderdrache. Dieser ist gleichzeitig der Endgegner des Spiels. Wer ihn besiegt, hat das Spiel gewonnen. In das Ende gelangt man ebenfalls nur über ein Portal und mithilfe von Zutaten, die es nur im Nether gibt.
Auch diese Dimension ist also eher ein Zusatz zum Spiel für alle, die gerne eine Aufgabe lösen wollen oder den besonderen Nervenkitzel suchen. Wer sich eher für die kreativen Möglichkeiten von Minecraft interessiert, kann die zusätzlichen Dimensionen Nether und Ende getrost ignorieren.
Chancen und Risiken von Minecraft
Zugegeben, Minecraft hat ein verdammt hohes Suchtpotenzial. Das macht es uns Eltern nicht leicht, das Spiel zu mögen. Doch es bietet auch einige positive Aspekte, die man nicht außer Acht lassen sollte.
Kann Minecraft meinem Kind schaden?
Minecraft ist ein Zeitfresser. In den schier unendlichen Möglichkeiten der Minecraft-Welt kann man schnell das Zeitgefühl verlieren. Wenn dafür dann Schulaufgaben oder andere Verpflichtungen ignoriert werden, kann das Spiel natürlich zum Problem werden. Hier hilft es, feste Zeitvorgaben und Prioritäten festzulegen. Wenn du mehr Tipps zum Umgang mit Videospielen suchst, empfehle ich dir z.B. die Familienseite des Spieleratgeber NRW. Außerdem kann es helfen, gemeinsam nach Anleitungen zu schauen. Gerade am Anfang ist Minecraft für Kinder mit wenig Spielerfahrung sehr schwierig, da es keine richtige Einführung in das Spiel gibt. Man muss alles selbst herausfinden und das kann ganz schön viel Zeit in Anspruch nehmen. Hier können Tipps aus Büchern oder YouTube-Videos einiges an Zeit und Frustration ersparen. Wir haben z.B. das Buch Minecraft für Anfänger vom Verlag Schneiderbuch, was mein Großer sehr intensiv studiert hat. Ein schöner Nebeneffekt: das Kind liest freiwillig! 😉
Ein anderer Punkt, der vielen Eltern missfällt, sind die vielen Monster und der Survival-Aspekt des Spiels. Sicher sind Zombies, Spinnen und Co. nichts für jedermann. Da die Darstellung sehr abstrakt ist, empfinden viele Kinder die Monster jedoch nicht als gruselig. Auch die USK stuft das Spiel als geeignet ab 6 Jahren ein. Zum gleichen Urteil kommt auch der Spielratgeber NRW, empfiehlt jedoch auch jüngere Kinder am Anfang zu begleiten. Durch die verschiedenen Modi ist Minecraft eigentlich recht gut an die individuellen Bedürfnisse des Kindes anpassbar.
Welche Vorteile bringt Minecraft meinem Kind?
Minecraft gehört zu den sogenannten Sandbox-Spielen. So bezeichnet man Spiele, in denen der Spieler einen sehr hohen Grad an Freiheit hat. Es gibt weder Level, die man durchlaufen muss, noch einen vorgegeben Spielablauf. Wie ein Kind im Sandkasten, kann der Spieler bei Minecraft seiner Kreativität freien Lauf lassen und selbst das Spielgeschehen bestimmen. Besonders stark steht dieser Aspekt im Kreativmodus im Vordergrund. Viele beschreiben diesen daher auch als unendliche Legobaukiste. Gerade für die Altersspanne, in der echte Legos nicht mehr cool sind, kann Minecraft daher eine tolle Möglichkeit sein, der Kreativität und Fantasie einen Raum zu geben. Darüber hinaus werden durch Minecraft Fähigkeiten wie strukturiertes Vorgehen, Problemlösung und im Mehrspieler-Modus auch Kommunikation und Zusammenarbeit im Team gefördert.
Zusätzlich bietet Minecraft auch eine Version zur Integration in den Unterricht an. In dieser geht es dann nicht mehr um den Kampf ums Überleben, sondern um die Vermittlung von historischem Wissen, naturwissenschaftlichen Grundsätzen, ersten Programmier-Kenntnissen und anderen Lehrinhalten. Wenn ihr mehr darüber erfahren möchtet, schaut euch mal auf der Seite von Minecraft Education um. Die Education-Version von Minecraft kann man übrigens kostenlos runterladen und testen, bevor der Kauf einer Lizenz nötig wird.
Mein Fazit
Ich muss zugeben, so richtig kann ich mich für Minecraft immer noch nicht begeistern. Auch wenn ich nachvollziehen kann, was andere an dem Spiel fasziniert. Mich spricht der Kampf ums Überleben nicht an und im Kreativmodus stört mich immer noch die pixelige Grafik. Da würde ich doch die echte Legokiste zum Bauen bevorzugen. Mein Großer liebt es dafür umso mehr und das ist auch ok. Minecraft vereint eben eine einzigartige Kombination von Möglichkeiten: das Gestalten einer eigenen Welt, die Verbesserung der Spielfigur und die Verteidigung gegen Gegner.
Ich hoffe, ich konnte euch einen guten Eindruck von dem Spiel vermitteln. Wenn ihr noch Fragen oder Anmerkungen zu Minecraft habt, schreibt sie gerne in die Kommentare. Oder ihr testet das Spiel einfach mal selber? Zusammen ist es schließlich immer am schönsten. 😉