Du bist dir nicht sicher, ob die Spiele und Apps, die dein Kind toll findet, wirklich altersgerecht und für dein Kind geeignet sind? Dann helfen dir vielleicht die Altersfreigaben von USK und PEGI weiter. Hier erfährst du, was dir diese Kennzeichnungen bieten und was nicht.
Also wenn es nach meinem Sohn geht, sind Zombies, Waffen, Mord und Gewalt überhaupt kein Grund, ein Spiel nicht zu spielen. Wenn es nach mir geht, sehr wohl. Diese sehr unterschiedliche Einschätzung führt natürlich unweigerlich zu Konflikten und Diskussionen. Wenn dann auch noch Klassenkameraden und Freunde die entsprechenden Spiele spielen dürfen, ist die Katastrophe komplett. Kategorisches Ablehnen ist spätestens jetzt nicht mehr möglich und eine nähere Betrachtung der Spiele notwendig. Zum Glück werden wir Eltern bei dieser Betrachtung nicht ganz allein gelassen. Neben Rezensionen und Testberichten, die wir uns zu Gemüte führen können, bieten uns Altersfreigaben eine gute und schnelle erste Orientierung bei der Frage, welche Apps und Spiele für welches Alter geeignet sind.
USK: Altersfreigaben analog zur FSK-Angabe
Die FSK-Angabe von Filmen, also die Altersangaben zur freiwilligen Selbstkontrolle in der Filmwirtschaft, dürfte bereits allen bekannt sein. Schließlich kommt heute keine DVD und kein Kinoprogramm mehr ohne eine solche Angabe aus. Die Altersfreigaben richten sich dabei nach dem Vorkommen von potenziell jugendgefährdenden Inhalten und bieten nicht nur Orientierung für die Eltern, sondern auch Kinder- und Jugendschutz hinsichtlich Verkauf und öffentlichen Filmvorführungen. Hier sind die Angaben der Altersfreigabe nämlich deutschlandweit bindend.
Ganz ähnlich verhält es sich mit der USK-Angabe. USK steht für Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle und ist das Äquivalent zur FSK-Angabe in Bezug auf Unterhaltungssoftware. Computer- und Konsolenspiele sowie Apps werden hier auf potenziell jugendgefährdende Inhalte überprüft und entsprechend eingestuft. Die Altersstufen sind dabei die gleichen: 0, 6, 12, 16 und 18. Das macht die Klassifizierung erstmal sehr eingängig, bringt jedoch die gleichen Probleme wie die FSK-Einteilung mit: Die Sprünge zwischen 0, 6 und 12 Jahren sind einfach riesig im Vergleich zur kindlichen Entwicklung, die ja eher kontinuierlich und wenig sprunghaft ist. Zudem ist für Eltern nicht ersichtlich, warum ein Spiel für eine bestimmte Altersgruppe eingestuft wurde.

Die Leitkriterien, die jeder USK-Einstufung zugrunde liegen, könnt ihr aber trotzdem einsehen und zwar hier. Auf der Webseite findet ihr außerdem eine Rubrik extra für Familien. Dort gibt es neben Empfehlungen zum generellen Umgang mit Spielen auch Orientierungshilfen zur Auswahl geeigneter Spiele, Spieldauer und technischen Maßnahmen.
🟩 Vorteile USK:
- einfach
- bereits bekannte Altersstufen
- deutschlandweit Pflicht
- von Gutachtern geprüft
🟥 Nachteile USK:
- zu oberflächlich
- zu große Sprünge
- problematische Inhalte nicht ersichtlich
- nicht verpflichtend für Online-Games und Spiele-Apps
PEGI: der europäische Bewertungsstandard
PEGI steht für Pan European Game Information und ist, wie der Name schon vermuten lässt, ein europäisches Kennzeichnungssystem. Auch hier werden Computer- und Konsolenspiele sowie Apps auf die Unbedenklichkeit im Sinne des Jugendschutzes untersucht und entsprechend eingestuft. Die Einteilung unterscheidet sich dabei geringfügig zur USK: Ab 3, 7, 12, 16 oder 18 können Spiele durch PEGI freigegeben sein. Diese Einteilung kommt dem wahren Leben etwas näher, denn mit 0 Jahren sollte eigentlich noch kein Kind irgendein Videospiel spielen. Mit 3 hingegen fangen heutzutage schon viele an, die ersten Mini-Spiele auf dem Tablet der Eltern zu testen. Mit 7 können die meisten Kinder soweit lesen und komplexere Zusammenhänge verstehen, dass digitale Spiele so richtig interessant werden. Und auch die entsprechende Hardware – Handy, Tablet, PC oder Konsole – kann der Großteil dann eigenständig bedienen.

Der für mich als Mutter entscheidende Vorteil der PEGI-Klassifizierung ist aber noch ein anderer. PEGI gibt zusätzlich noch die Art von problematischen Inhalten an, die im Spiel vorkommen. Acht verschiedene Faktoren werden dabei unterschieden und durch Symbolbilder kenntlich gemacht: Schimpfwörter, Diskriminierung, Drogen, Angst, Glücksspiel, Sex, Gewalt und In-Game-Käufe. Anhand von diesen können Eltern nochmal genauer überprüfen, ob ein Spiel fürs eigene Kind geeignet ist. Wie das Zusammenspiel von Alterskennzeichnung und Inhaltskennzeichnung genau funktioniert, könnt ihr auf der Seite von PEGI nochmals genauer nachlesen. Dort findet ihr auch Angaben, welche Inhalte für welche Altersfreigabe erlaubt sind. Außerdem gibt es auf der Webseite eine Rubrik Beratung, in der Eltern Tipps zum allgemeinen Umgang mit Videospielen, zu Kindersicherungen und In-Game-Käufen finden.
Die PEGI-Kennzeichnung ist zwar in Österreich und der Schweiz verpflichtend, nicht aber in Deutschland. Trotzdem kann es sein, dass ein Spiel im Verkauf beide Kennzeichnungen aufgedruckt hat, um im gesamten deutschsprachigen Raum verkauft werden zu können. Sollte dies nicht der Fall sein und du würdest die PEGI-Bewertung gerne einsehen, kannst du dies ganz einfach über die PEGI-App machen.
🟩 Vorteile PEGI:
- problematische Inhalte werden angezeigt
- Altersstufen näher an der Realität
- größere Einheitlichkeit (in 31 Ländern genutzt)
🟥 Nachteile PEGI:
- teilweise mildere Bewertung als USK
- basierend auf Selbsteinschätzung der Spielehersteller
- nicht europaweit verpflichtend
Jedes Kind ist einzigartig
Es kommt immer mal wieder vor, dass Spiele von PEGI und USK unterschiedlich eingestuft werden. Dies liegt vor allem daran, dass beiden Systemen leicht unterschiedliche Bewertungskriterien zugrunde liegen. Kritiker von PEGI bemängeln außerdem, dass die PEGI-Freigaben auf Basis von Selbsteinschätzungen der Spielehersteller entstehen und daher zu milde seien. Andere kritisieren zu starke Zensierung von Inhalten durch USK selbst bei Spielen, die erst ab 18 freigegeben sind. Wie so oft, kann man es halt nicht jedem Recht machen.
Grundsätzlich sollte man die Altersfreigaben ohnehin nur als erste Orientierungshilfe verstehen. Jedes Kind ist schließlich einzigartig und hat ganz individuelle Ängste und Vorbelastungen. Was dem einen Kind Angst macht, kann für ein anderes, vielleicht sogar viel jüngeres, Kind vollkommen ok sein. Hier können die Inhaltskennzeichnungen von PEGI vielleicht ein guter Einstieg sein, um ein Spiel selbst einmal unter die Lupe zu nehmen oder mit seinem Kind über genau diese kritischen Punkte zu sprechen. Auch dann, wenn es laut Altersfreigabe schon alt genug ist. Bei manchen Spielen, wie z.B. dem schon im Grundschulalter sehr beliebten Spiel Minecraft, kommt es auch stark auf den Spielmodus an, den man auswählt. Das Spiel ist als USK6 eingestuft, also ab 6 Jahren freigegeben. Im Kreativ- und Abenteuermodus passt diese Einstufung ganz gut. Im Überlebens- und Hardcoremodus dagegen möchte man sein Kind in diesem Alter wohl eher nicht spielen lassen. Es empfiehlt sich daher immer die Spiele, die das eigene Kind spielen möchte, genauer anzusehen und falls möglich, so einzustellen, dass sie zu den individuellen Bedürfnissen des eigenen Kindes passen.
Spielbarkeit & Pädagogik
Einen Haken hat die Sache mit den Altersfreigaben dann doch noch. Altersfreigaben geben leider keinerlei Auskunft über die Spielbarkeit eines Spiels. Es werden einzig und allein die potenziell jugendgefährdenden Inhalte betrachtet. Ob das Spiel in dem angegebenen Alter aber von seiner Komplexität oder anderen Anforderungen überhaupt spielbar ist, wird nicht bewertet.
Zum Glück müssen wir Eltern aber auch das nicht ganz alleine herausfinden. Auf der Seite der BuPP, der österreichischen Bundesstelle für die Positivprädikatisierung von digitalen Spielen, werden regelmäßig Empfehlungen für verschiedene Altersklassen veröffentlicht. Dort könnt ihr nicht nur Spiele passend zum Alter eurer Kinder finden, sondern auch nach verschiedenen Genres suchen. Also z.B. Spiele zum Denken und Rätseln, Spiele mit Abenteuer und Action oder Spiele für die ganze Familie. Neben einer Beschreibung des Spiels findet ihr auch eine Bewertung von Spielspaß und Pädagogik mit Pro und Contra. So lassen sich ganz leicht neue Spiele entdecken, die ihr eure Kinder guten Gewissens spielen lassen könnt.
Spielbeurteilungen gibt es außerdem von der Spielbar, ein Angebot der Bundeszentrale für politische Bildung. Dort kann man allerdings nur nach Namen von bekannten Spielen suchen oder man muss sich durch seitenweise Spielbewertungen klicken. Dafür gibt es ein Glossar mit wichtigen Begriffen aus dem Gaming-Bereich und Erklärungen dazu. Also die richtige Lektüre für alle, die erstmal die Basics lernen müssen, um überhaupt zu verstehen, wovon die Kinder da reden.
Zu guter Letzt möchte ich euch noch den Spieleratgeber NRW empfehlen, ein Projekt der Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW. Auf dieser Seite könnt ihr ebenfalls Spielbeurteilungen nach Genre sortiert suchen. Die Beurteilungen umfassen dabei eine Beschreibung und eine pädagogische Bewertung, die auch die Spielbarkeit miteinbezieht. Ein Gesamtfazit und eine Altersempfehlung gibt’s obendrauf. Das besondere hierbei: Kinder und Jugendliche werden in redaktionelle Prozesse aktiv miteingebunden. Ihre Meinung ist der Grundstein der Beurteilungen.
Ich hoffe, meine Tipps können euch ein wenig weiterhelfen bei der Frage, welche Spiele ihr guten Gewissens erlauben könnt. Woran habt ihr euch bisher orientiert? Schreibt es mir gern in die Kommentare!